Geschichte

Inspiriert durch die Kinderdorfidee entschloss sich der Verein „Kind und Familie e.V.“ 1952 zum Bau des Goldenen Kinderdorfes in Würzburg. Auf Grund der damals großen Nachfrage nach Kinderdorfplätzen erwies sich das Goldene Kinderdorf mit seinen vier Familiengruppen auf die Dauer als zu klein. So beschlossen der Verein und Pfarrer Geßner im Februar 1967 den Bau eines größeren Kinderdorfes in der Rhön. In Riedenberg standen hierfür ca. 5ha Bauland zur Verfügung. „Ein Meilenstein“ titelte der Brückenauer Anzeiger damals. Unterstützt vom Riedenberger Bürgermeister Josef Vogler und Hauptlehrer Erich Deublein starteten die Planungen von ursprünglich 3 Bauabschnitten mit insgesamt 25 Familienhäusern, 7 Personalhäusern, 1 Sondervolksschule für lernbehinderte Schüler, 1 schulvorbereitenden Einrichtung sowie Turnhalle, Hallenbad und Außensportanlagen. Am 09. Juni 1968 war es endlich soweit: Der Grundstein zum Kinderdorf konnte durch Caritasdirektor Monsignore Robert Kümmert gelegt werden. Schon nach wenigen Wochen kamen die ersten Kinderdorfkinder. Sie wurden mit ihren Hausmüttern in Privathäusern von Riedenberg untergebracht und beobachteten von dort aus den Baufortschritt. Parallel hierzu wurden die Planungen für die Sonderschule konkretisiert, so dass im September 1968 die ersten Schüler starteten. Etwas später als geplant wurden zu Ostern 1969 die ersten Familienhäuser bezugsfertig und von den Hausmüttern und ihren Kindern in Besitz genommen. Fleißig wurde weitergebaut. Unterstützung fanden die Handwerkerfirmen hier in jungen Menschen des katholischen internationalen Bauordens aus Belgien, die hier jeweils für mehrere Wochen ehrenamtlich die Baumaßnahmen beschleunigten. Mitte 1972 waren die ersten 15 Familienhäuser fertiggestellt und bezogen. Die restlichen Bauabschnitte standen bereits im Rohbau da. In dieser Zeit traten die ersten finanziellen Schwierigkeiten auf und verschiedene Forderungen der Handwerkerfirmen konnten nicht beglichen werden. Um den Weiterbau des Kinderdorfes sicherstellen zu können, übernahm 1973 der Caritasverband für die Diözese Würzburg die Trägerschaft für das Kinder- und Jugenddorf. Im Dezember 1974 lebten fast 190 Kinder und Jugendliche im Kinderdorf und alle Baumaßnahmen waren abgeschlossen. Auch die Großküche sowie die Wäscherei hatten zwischenzeitlich ihre Tätigkeit aufgenommen. 1975 konnte zudem die Turnhalle sowie das langersehnte Hallenbad in Betrieb gehen.

Am 25. Oktober 1975 erfolgte dann die Einweihung des längst in vollem Betrieb arbeitenden Kinderdorfes durch den ersten Vorsitzenden des DiCV Würzburg, Herrn Prälat Heinrich Schultes. Ende der 70iger bis Anfang der 80iger Jahre entwickelte sich das Kinderdorf kontinuierlich weiter und wurde zu einer gesuchten und gut belegten Einrichtung. Ab 1984 mussten sich Leitung und Träger mit rückgängigen Belegungszahlen auseinandersetzen und nach Kompensationsmöglichkeiten suchen. Hieraus entstand der Gästebereich des Kinderdorfes, in dem Vereine, Schulen oder kirchlichen Gruppen Häuser für Schulland-Aufenthalte und Ferienmaßnahmen anmieten und schöne Tage im Kinderdorf und der Rhön verbringen können. Im April 1988 wurde der Bereich teilstationäre Jugendhilfe etabliert und die erste Heilpädagogische Tagesstätte eröffnet. Das Jahr 1989 war für die Menschen in Deutschland ein sehr bewegtes. Schon im Januar 1990 stellte das Kinderdorf die erste Mitarbeiterin aus der damals noch existierenden DDR ein. Viele weitere Mitarbeiterinnen folgten und wurden ein fester Bestandteil der Dienstgemeinschaft. Im November 1993 konnte das Richtfest des neuen Kapellenbaus gefeiert werden. Parallel hierzu entstand ein großer Seminarraum mit zugehörigen Funktionsräumen. Die Einweihung der Kapelle erfolgte durch Weihbischof Helmut Bauer im Mai 1996. Im Oktober 1996 musste das Hallenbad endgültig geschlossen werden. Aus dem freiwerdenden Bereich entstand eine Kombination aus Turn- und Kletterhalle. Auf Grund der Nachfragesituation der Jugendämter wurde ab September 1998 der Bereich „Gemeinsame Wohnformen für Mütter/Väter und Kinder“ geschaffen. In dieser Jugendhilfemaßnahme lebten alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern gemeinsam im Kinderdorf und wurden durch eine Mitarbeiterin der Einrichtung pädagogisch betreut. Ab April 2004 wurde das pädagogische Portfolio des Kinderdorfes um den Bereich „Ambulante Hilfen“ erweitert, so dass ab diesem Zeitraum das Kinderdorf über alle Bereiche der stationären, teilstationären und ambulanten Hilfen eine Unterstützung für hilfesuchende Familien zur Verfügung stellen konnte.

Im März 2009 erfolgte der Spatenstich zur geplanten Generalsanierung des Kinderdorfes. Entsprechend des Leitsatzes „Die Schöpfung bewahren“ sollte das Kinderdorf energetisch und baulich saniert werden und zukünftig mit grüner Energie versorgt werden. So wurden zwischen 2009 und 2011 unter Vollbelegung die Wohngruppen, das Heilpädagogische Zentrum und die Verwaltung mit einem Vollwärmeschutz, neuen Fenstern, Wasserleitungen, Fußböden und Badezimmern ausgestattet und eine Biomasseheizung gebaut, die Kinderdorf und St. Martin Schule mit Energie aus Hackschnitzeln versorgt. Im Oktober 2011 wurde das generalsanierte Kinderdorf mit einem großen Festakt durch Bischof Friedhelm Hofmann eingeweiht. Seit September 2017 ist das Kinderdorf offiziell eine heilpädagogische Einrichtung und ist  damit einen weiteren Schritt im Rahmen seiner Zukunftssicherung gegangen. Im Jahr 2018 starteten 14 Mitarbeiter zu einer 2-jährigen Weiterbildung „Traumapädagoge und Traumazentrierter Fachberater“, um die pädagogische Säule der Traumapädagogik weiter auszubauen und das traumapädagogische Wissen in die Wohngruppen zu transferieren. Das Kinderdorf eröffnete des Weiteren im Jahr 2019 und 2020 jeweils eine Erziehungsstelle (in Gersfeld und in Münster bei Eußenheim) für jeweils ein Kind mit besonderem Förderbedarf. Zukünftige Anpassungen werden folgen, damit auch perspektivisch das Kinderdorf ein guter Ort für Kinder, Jugendliche und Familien bleibt.