Fachdienst

Viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind durch negative Erfahrungen in ihrer Entwicklung beeinträchtigt, und benötigen eine differenzierte Hilfestellung um für sich langfristig neue Lebensperspektiven entwickeln zu können.
Deshalb ergänzen übergreifende Einzel- und Kleingruppenangebote die pädagogische Arbeit der Wohngruppen.

Diese Hilfen werden entsprechend des individuellen Bedarfes, in Abstimmung mit Jugendamt, Eltern und dem jungen Menschen, mit dem Ziel einer möglichst optimalen Förderung bzw. Behandlung durchgeführt.

Psychotherapie

Im Caritas Kinder- und Jugenddorf St. Anton sind die Aufgaben im psychologischen Fachdienstes breit gefächert und damit vielfältig und abwechslungsreich.
Die Aufgaben des Fachdienstes ergeben sich aus den fachlichen Empfehlungen des Bayerischen Landesjugendamtes. Insbesondere sind hier diagnostische Abklärung, Einzelförderung, Förderung besonderer Zielgruppen, Moderation von Entscheidungsprozessen, pädagogisch-therapeutische Angebote, Angebote der Elternarbeit und –beratung sowie die Vermittlung von Hilfen anderer Stellen genannt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen der stationären Jugendhilfe sind wir ein Kinderdorf, in dem viele Kinder und Jugendliche mit ihren Geschwistern eine Heimat finden und über viele Jahre hinweg, bis zum Erwachsenalter bei uns leben.
Durch diese Besonderheiten der Einrichtung ist die Arbeit im psychologischen Fachdienst, vor allem die psychologische Begleitung, Betreuung und auch die Psychotherapie mit den Kindern und Jugendlichen anders umgesetzt als im Gesundheitswesen, mit seinen engen Begrenzungen was die Dauer und die Inhalte einer Psychotherapie betrifft.

Schwerpunkte in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sind:

  • Akzeptanz der gegenwärtigen Lebensbedingungen (z.B. Herausnahme aus der Familie)
  • Tragfähige und realistische Zukunftsperspektiven entwickeln
  • Beheimatung im Kinderdorf bei langjährigen Aufenthalten
  • Förderung der Emotionsregulation und des adäquaten Emotionsausdruckes
  • Regelakzeptanz aufbauen und unterstützen
  • Ressourcenaktivierung
  • Störungsspezifische Interventionen bei psychischen Erkrankungen

Methoden aus folgenden, wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren kommen zur Anwendung: Kognitive Verhaltenstherapie, Gesprächspsychotherapie, Systemische Therapie sowie Traumatherapie und Spieltherapie. Um Therapieangebote für die Kinder attraktiv zu gestalten werden häufig Elemente aus der kreativen Kindertherapie eingesetzt.
Neben der Einzeltherapie wurden in den vergangenen Jahren folgende manualisierte Gruppentherapieangebote, zu spezifischen Fragestellungen realisiert: Soziales Kompetenztraining, Rechtschreibtraining, Sprachförderung und Entspannungstraining. Daneben wurden zu aktuellen Fragestellungen spezifische Gruppenangebote entwickelt, z.B. „Förderung prosozialen Verhaltens“ und erlebnispädagogische Angebote umgesetzt.

Bei Bedarf werden psychologische Testverfahren eingesetzt, um Teilleistungsstörungen, Entwicklungsverzögerungen oder psychischen Auffälligkeiten und Störungen zu erfassen. Hierfür stehen die notwendigen Testverfahren in der Einrichtung zur Verfügung.

Weitere, übergreifende Aufgaben des Fachdienstes sind Kriseninterventionen und die Übernahme von Bereitschaftsdiensten.

Spieltherapie

„Das Spiel ist die Sprache des Kindes“

Die therapeutischen Spielstunden sind geeignet für Kinder zwischen 3 und 12 Jahren mit ihren Lebensthemen und die damit verbundenen Gefühle.
Mögliche Themen können sein:

  • Sozial- emotionale Störungen
  • Trennung der Eltern
  • Aufmerksamkeit-Hyperaktivitätsstörungen
  • Psychisch kranke Eltern
  • Die eigene Rolle in der Herkunftsfamilie und in der Kinderdorfgruppe

Ziel ist es, den Kindern Beziehungsangebote zu machen, die ihnen die Möglichkeit bietet

  • Sich besser verstehen zu lernen
  • Mit ihren Gefühlen in Kontakt zu treten und diese zu benennen
  • Offener für neue Erfahrungen zu werden
  • Alternative Verhaltensweisen auszuprobieren
  • Sich in ihrer Selbstwirksamkeit zu erleben
  • Einen sicheren Ort zu haben

Spiel ist für die Kinder und deren Entwicklung eine lebenswichtige und natürliche Handlungsform. Im Spiel kann das Kind Dinge ausdrücken, die sonst im alltäglichen Leben keinen Platz haben.
Mit den unterschiedlichen Materialen wie z.B. Handpuppen, Verkleidungen, malen, kneten, Märchen, Kaufladen etc. lassen sich Szenen aus der Phantasiewelt in reale Spielsituationen übersetzen und im Rollenspiel „durchspielen“.

Das Kind taucht mit der Therapeutin in eine Welt ab, in der es sich erholen oder austoben kann.
Die Therapeutin ist gleichwertiger Spielpartner.
Im Spiel ist alles möglich und nichts verboten!
Es geschieht alles „nur im Spiel, nicht „in Echt“ und für das Kind in einem geschützten, sicheren Rahmen.

Sportpädagogik

Im Kinderdorf St. Anton nimmt das Sport- und Freizeitprogramm eine wichtige Rolle ein. Neben den „klassischen“ Zielen einer Bewegungstherapie, wie z.B. Förderung der Körperwahrnehmung und Bewegungskoordination, werden besonders die individuelle Verantwortungsbereitschaft, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen gestärkt. Mit Unterstützung und Anleitung gehen die Kinder und Jugendlichen dabei ihren Weg, auf dem der Leistungsdruck aus dem Fokus, aber die Kreativität und Freude an einer aktiven Freizeitgestaltung in den Fokus rücken.

Fast alle Bewohner des Kinderdorfes nehmen an dem Sportprogramm teil. Während der Schulzeiten gibt es feste Gruppen, die einmal wöchentlich für je eine Stunde stattfinden. Das abwechslungsreiche Angebot reicht von bekannten Ballsportarten und Turnen über Klettern, Bogenschießen, Krafttraining für die Älteren bis hin zu Kleinen Spielen oder Ringen und Raufen, bei denen sich besonders die jüngeren Kinder austoben können. Nicht zu vergessen sind die Outdoorspiele: die schöne Lage des Kinderdorfes inmitten der Rhön, der angrenzende Wald und die Sinn in unmittelbarer Nähe, ermöglichen ein weiteres wichtiges Feld der Freizeitgestaltung. Hierbei lernen die Kinder und Jugendlichen abenteuerliche Bewegung auf natürliche Art und Weise kennen.

In den Ferien hingegen gibt es ein sog. offenes Angebot. Die Kinder und Jugendlichen können frei entscheiden, wann und wie viele Programmangebote sie besuchen möchten. Highlights sind dann u.a. Tagesausflüge in die Rhön (Wasserkuppe, Milseburg, Kreuzberg), Fahrradtouren im Umland, das Klettern an der Steinwand (Nähe Poppenhausen) oder eine Mehrtagestour mit Rucksack und Zelt.

Die regelmäßige Teilnahme an den unterschiedlichen Bewegungsangeboten vermittelt den Kindern und Jugendlichen zum Einen eine Struktur, zum Anderen jedoch, wie das Medium Bewegung das Wohlbefinden steigern und gleichzeitig Ängste, Sorgen und Aggressionen abbauen kann. Durch das spielerische Erproben der eigenen Fähigkeiten und Kräfte, sowie das Erleben von Gemeinschaft, wachsen das Selbstvertrauen und das Vertrauen in ihr Gegenüber. Mögliche Herausforderungen annehmen und mit ihnen umgehen lernen. Heilsame Erfahrungen, die unglaublich wichtig für den Alltag sind und die dabei den EIGENEN WEG als ZIEL darstellen.